ich will nicht mehr am Bett arbeiten, da:

  • Wenn ich Frühdienst habe, stehe ich um 4 auf. Und ich habe kein Bock mehr.

  • Ich arbeite 12 Tage am Stück. Und ich habe kein Bock mehr.

  • Ich habe kein normaler Schlaf-Wach-Rhythmus. Und ich habe kein Bock mehr.

  • Ich habe kein Bock mehr, mich für isolierten Patienten den Schutzkittel anziehen müssen, während Ärzten mit seinen normaler Kleidung maskenlos ins Zimmer eintretten, heißt, Regel gelten nur für uns und nicht für sie. Und ich habe kein Bock mehr.

  • Pantientenangehörigen sind anmassend, glauben, dass ich ein Kellner bin, beschweren sie sich über kalte Suppe, wenn ich instabile Patienten habe und wenn ich Infusionen vorbereite kommen sie zu mir zu sagen, dass sein Vater keine Paprika isst. Wieso diese Person glaubt, dass ich Koch bin, oder dass ein Krankenhaus ein Hotel ist, verstehe ich nicht. Und ich habe kein Bock mehr, solche Vollidioten zu leiden.

  • Arbeitskollegen beschuldigen mich für Sachen, die ich nicht kontrolliere: Es ist nicht meine Schuld, dass der Frühdienst nicht dokumentiert hat, es ist nicht meine Schuld, dass ein Arzt die MRT-Aufnahme eines Patienten abgelehnt hat, da instabil und das du den Termin neu machen muss oder dass das Bett immer noch besetzt ist oder dass ein Patient weder Deutsch noch Englisch kann und dass er alles mit Gestik aggressiv ablehnt und schreit.

  • Es ist nicht meine Schuld, dass es Juli ist und dass es warm ist.

  • Ich habe kein Bock geschlagen oder beleidigt zu werden nur, weil ein Arzt der Meinung nach ist, dass ein Patient im Delir nicht gefährlich ist und die Fixierung nicht anordnet. Wir waren da mit dem Patienten. Du nicht. Sei leise und arbeite nicht gegen uns. Arschloch (natürlich nicht laut gesagt).

  • Wenn Kollegen im vorherigen Dienst die Wagen nicht aufgefüllt haben, muss ich das machen, bevor ich den Rundgang mache. Und ich habe kein Bock mehr.

  • Ein normaler Tag heißt, die erste 4 Stunden pausenlos arbeiten: waschen, mobilisieren, achten, dass die Kabeln und Drainagen während der Mobilisation richtig liegen, Mengen kontrollieren, inkontinente und inmobile Patienten am Bett waschen, fast laufen, multitaskieren, da wir keine Sekretärin haben, Ärzten, die dich unterbrechen, wenn du am PC Laboretiketten vorbereitest, ohne das zu speichern, so du muss nochmal von Anfang an neu anmelden, gebrochene Waagen, nicht geladene Thermometer… Und ich habe kein Bock mehr.

  • Es ist nicht meine Schuld, dass Mitarbeiter sich krank melden oder dass ich mich krank melde. Es sollte niemanden verwundern, wenn man diese Arbeitsbedingungen betrachtet. Und ich habe kein Bock mehr.

  • Wenn ich nach Hause komme, bin ich so müde, dass ich mich legen muss. Zeit für Hobbies gibt es nicht, da Erschöpfung. Und ich habe kein Bock mehr.

Definitiv bin ich nicht mehr in der Lage, am Bett zu arbeiten, allerdings bin ich immer noch im Bewerbungsverfahren für eine Büroposition und ich sollte auf keinen Fall so beantworten, wenn sie mich fragen, warum ich den neuen Job möchte.

So, gibt es irgendwelchen Weg, diese Antworten zu verschönen?

Und kein Wunder, dass Pflegemangel herrscht. Wer möchtet unter diesen Arbeitsbedingungen arbeiten? Nur Menschen, die keine Alternative haben.

  • ValiantDust@feddit.org
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    5 months ago

    “Ich hätte gerne geregeltere Arbeitszeiten / keinen Schichtdienst mehr” kann man auf jeden Fall in einem Bewerbungsgespräch sagen, finde ich. Oder vielleicht “Die Arbeitszeiten/-bedingungen passen nicht mehr zu meinen aktuellen Lebensumständen.”

    Die Probleme mit Ärzten, Kollegen, Patienten und Angehörigen sind schwieriger, da muss man immer aufpassen, dass nicht unterstellt wird, dass man selbst Teil des Problems ist. Den Teil würd ich weglassen.

    Höchstens vielleicht noch sowas wie “Wir sind zu wenige Leute für die Aufgaben und das führt zu einem angespannten und stressigen Arbeitsumfeld.” Wobei das ggf. auch schwierig ist, wenn es eine andere Position bei der gleichen Einrichtung ist.

    Finde aber eigentlich, dass die Arbeitszeiten schon Argument genug sein sollten. Den Rest würd ich einfach weglassen. Im Zweifel dann lieber noch den generischen “Wunsch nach Veränderung / neuen Aufgaben” auspacken.

    ETA: Ich kann auch absolut nachvollziehen, dass man das nicht mehr weiter machen will. Ganz ehrlich, ich würde den Beruf weder psychisch noch physisch schaffen.